Freitag, 19. April 2013

Time to say goodbye!

Jetzt ist es tatsächlich schon so weit! Jedenfalls für mich. Aufgrund eines lukrativen Jobangebots werde ich morgen zurück nach Deutschland reisen, und Steffen für zwei Monate hier allein lassen... Vieles geht mir gerade durch den Kopf, die wunderschönen Ausflüge und Reisen, tolle neue Freunde und eine völlig andere Kultur, die ich bis heute noch immer nicht ganz verstehe... All das hat jetzt ein Ende und der graue (vor allem kalte brrrr!) Alltag in Deutschland beginnt wieder. Ach nein, so ist es nun auch nicht. Viele Freunde haben mich gefragt: "Wie fühlst du dich nach einem knappen Jahr in Indien?" Meine Antwort: "Ich verlasse Indien mit einem weinenden und einem lachenden Auge!"

Ich habe mich in Indien verändert, ich bin ruhiger, gelassener aber auch ein wenig gefühlskälter  geworden. Hier darf man das Elend nicht so "eindringen" lassen, es sollte am besten einfach abprallen. Klingt fies, ist es auch. Aber mit Mitleid und erbetelten Geld kann hier wenig bzw. nichts ändern! Das korrupte System, die Armut, die Umweltverschmutzung und die Kaltschnäuzigkeit muss man ignorieren um auch die schönen Seiten an Indien zu sehen, sonst ist man gefangen. Indien wirkt vielleicht nach außen sehr familiär und gemeinschaftsorientiert, aber hier kämpft jeder für sich! Es ist wirklich komisch und für uns nicht vorstellbar: du wirst in eine Kaste geboren (die staatliche Abschaffung nützt gar nichts) und akzeptierst deine gesellschaftliche Stellung ohne das Engagement weiter hoch zu kommen - es ist ja vorbestimmt, und daran kann/soll man nichts ändern. Schuhputzer zeugen Schuhputzer zeugen Schuhputzer, so ist das eben! Aber bist du in der Gesellschaft ganz oben geboren, darfst du alles. Dann wirst du mit deinem dicken Bauch in deinem dicken Benz vorbei an den Armenviertel gefahren, die Frauen gehen mit ihrem kiloschweren Goldschmuck um den Hals jeden Tag shoppen und du brauchst keinerlei Leistung bei der Arbeit zu zeigen, da du die Arbeit über Freunde oder Familie (die ja genauso gestellt sind wie du) bekommen hast und eh nicht gekündigt wirst aufgrund von schlechter Leistung. Wer soll sich da eh beschweren? Dein Kollege in der selben (hohen) Position? Der freut sich auch den Arbeitstag faul, schlafend und essend mit den Beinen auf dem Tisch zu verbringen...
Trotzdem wirkt der Alltag auf der Straße zwischen den vielen verschiedenen Gruppen und Religionen harmonisch, jeder kennt seine Rechte und Pflichten (mal mehr, mal weinger).
Was einem hier aber auch sehr auffällt ist die schnelle Entwicklung und Veränderung!
Es gibt fast jedes mal neue (westliche)  Produkte im Supermarkt, ohne das sie beworben werden. Coimbatore wächt unaufhörlich, wird immer westlicher und man spürt das! Das ist der Wahnsinn!
Es gibt nun sogar immer mehr Frauen in Jeans und T-Shirt, junge Pärchen die sich Händchen haltend im Cafe "verstecken" oder sogar Liebesheiraten außerhalb der Kasten!

Ich werde Indien sehr vermissen, ich habe mich schnell eingelebt, vielleicht auch gut vorbereitet oder vielleicht kann ich mich einfach sehr gut mit fremden Situationen arrangieren...
"Ignoriere dich schlechten Seiten, genieße die Schönen!" Das könnte man als meinen Leitspruch für Indien sehen. Noch immer freue ich mich total über jede einzelne Palme, tolle und so unterschiediche Landschaften, sehr freundliche Menschen die einem vortanzen wass sie wollen, weil man keine gemeinsame Sprache spricht und über diese viele lachende Kindergesichter die hier so viel mehr und so viel strahlender wirken.
Auch das Wetter ist für mich so wie es ist ideal, und bitte ohne Klimaanlage! Ich glaube ich bin genau für dieses Wetter gemacht! 25 Grad im Winter (und auch sehr gern über Weihnachten und Silvester) und 35 Grad im Sommer - Oh ja und ich bin gern dabei! Genauso sieht es aus beim indischen Essen, ich könnte mir vorstellen nach ein/zwei Wochen den nächst besten Inder in Deutschland aufzusuchen. Ich werde es sooooo vermissen!!! Extrem vielfältig, schön stark gewürzt (oder eben scharf) und so billig, ach ja...
Natürlich kann ich mir in Deutschland auch keine Putzfrau dreimal die Woche leisten, einen Fahrer, der einen durch ganz Indien fährt. Benzinpreise sind hier im Gegensatz zu Deutschland lächerlich, genau wie die Kosten des alltäglichen Lebens. Monatliche Stromkosten von rund 3 Euro, ein Kilo Bananen/Mangos (es hat noch keiner gute Mangos gegessen, der diese nicht probiert hat) für 40 Cent, ein 22l-Behälter Trinkwasser für 50 Cent oder ein gesamtes Abendessen im Restaurant für zwei inkl. Getränke für 2-3 Euro, usw... Mal ausgenommen westliche Produkte wie echter Käse, Kräutertee oder Toilettenpapier :-)

Ich werde mich aber auch auf vieles in Deutschland freuen, z. B. dass ich einen neuen Job habe, eine Aufgabe mit Lob und Kritik, bei der ich mich weiterentwickeln kann und wo ich gebraucht werde;
Ein bekanntes System indem ich weiß was ich tun soll, wenn ich krank werde, zum Amt muss etc.. Natürlich freue ich mich riesig auf meine Freunde und Familie, und bin gespannt auf die Veränderungen der letzten Monate. Es gibt immer Strom und heißes, trinkbares Wasser aus dem Hahn! Wir werden keine Verständigungsschwierigkeiten mehr haben, englisch wird hier im Bundesstaat leider nur vereinzelt und meist sehr schlecht gesprochen (und meins ist ja nun auch nicht das beste, leider!), besonders wenn etwas wichtiges geregelt werden muss.
Die Umweltverschmutzung (die hier wirklich extrem ist) und die offensichtliche Armut sind ein schwieriger Punkt wenn man hier lebt. So etwas gibt es in Deutschland nicht in diesem Maße. Und hier lacht man darüber, was Europa oder Deutschland für Probleme wälzen! Feinstaub? Hach! Was nen Witz! Der liegt jeden Tag milimeterhoch auf meinen Möbeln! Umweltverschmutzung? Hat jemand schon einmal einen indischen Fluss gesehen? Dann sollte alles klar sein! Kinderarmut? Hm, wie wärs mal mit jeden Tag genug Reis zum sattwerden! Bestechliche Fussballspieler und Politiker? Nett wären erstmal unbestechliche (Not)ärzte, Polizisten oder Ämter, die ohne zusätzliches Bestechungsgeld ihre Arbeit erledigen weil es ihr Job ist. Bildungsmisere Deutschland? Wenn ausgebildete Ingenieure mit mehrjähriger Berufserfahrung den Bildungsstand eines deutschen Fünftklässlers hätten (besonders in Sachen Physik, Chemie, Geografie und Biologie) wären wir auch hier einen Schritt weiter.

Vielleicht eine der positivsten Dinge im "Weißen Land": ich falle nicht mehr (so sehr) auf. Manchmal kann ich das völlig ignorieren, wenn die Menschen mich beobachten oder Fotos machen, aber wenn Kinder im Supermarkt mit offenem Mund stehen bleiben weil ich weiße Frau um die Ecke komme, andauernd irgendwelche Leute (Kunden und Angestellte) meinen Einkaufskorb durchwühlen, Frauen mir durch die Regale folgen um das gleiche zu kaufen wie ich oder im Stoffladen sich die Inderinnen auf das stürzen was ich gerade interessant fande aber dann doch beiseite geschoben habe oder selbst beim Essen exact das selbe gekauft und dann auch noch Fotos von einem gemacht werden - dann hört meine Ignoranz auf... Inder kommen im Cafe zu dir und fragen dich wo du herkommst, wie du heißt, ob sie ein Foto von dir machen können (wenn nicht, machen sie es "heimlich") und du bist immer deutlich interessanter als irgendeine Sehenswürdigkeit. Ja, damit muss mal als junge weiße Frau einfach leben.

Ach ja, und da lässt sich immer viel besser über die schlechten Seiten beschweren als von den guten Seiten berichten. Vielleicht bin ich auch einfach nicht so der moralische, gefühlsbetonte und sensible Mensch... insgesamt werde ich Indien als tolles Land mit tollen Menschen in Erinnerung halten, auch wenn es hier und da größere und kleinere Baustellen hat. Die Menschen im "Westen" die sich nur beschweren, sollen mal von ihrem hohen Ross herunterkommen und unter den Bedingungen leben wie es zich Millionen Inder täglich tun. Davon nehme ich mich nicht aus! Hier lernt man, wie gut man es in Deutschland eigentlich hat mit seinem sozialen Sicherheitsnetz. Und diese Erkenntis ist ganz wichtig! Es ist nicht immer alles gut was wir (Deutschen) tun, und auch nicht immer alles richtig, wir sind nicht das "Nonplusultra"! Auch andere Lebensformen, Denkweisen und Einstellungen können glücklich und zufrieden machen! Und da ist doch das Wichtigste!

Donnerstag, 18. April 2013

Tiesto live! Oder wir gehen mal wieder richtig feiern!

Als krönenden Abschluss haben wir uns ein super Wochenende in Bangalore geleistet! Luxushotel mit tollem Pool direkt an einer super Mall mit Restaurants unter freiem Himmel, Burger im Hard Rock Cafe und das Highlight: Tiesto live in Bangalore. Ein weltbekannter holländischer Elektro-DJ auf India Tour:




 Mehr vom Konzert hier!

Holi

Holi ist ein indisches Frühlingsfest am Vollmondtag des Monats Phalguna (Februar/März). Dieses „Fest der Farben“ dauert mindestens zwei, in einigen Gegenden Indiens auch bis zu zehn Tagen. Holi ist hauptsächlich ein im Norden Indiens gefeiertes Fest, das in anderen Landesteilen unter verschiedenen Namen bekannt ist. (Quelle: Wiki)

Darauf hatten wir uns schon das ganze Jahr gefreut, aber nicht so recht gewusst, wie und wo das feiern können. Schon fast abgeschrieben, da mitten in der Woche, habe ich Steffen gebeten noch einmal bei seinen Kollegen nachzufragen. Und? Natürlich wird Holi auch in Coimbatore gefeiert, von der nordindischen Gemeinde an verschiedenen Orten in einem Stadtteil. So sind wir nach Feierabend erst zu einem nordindischen Tempel und dann auf einen riesigen Vorplatz einer Schule. Eine nordindische Kollegin war die ganze Zeit dabei. Das war auch wirklich notwendig, mal abgesehen von den Dont's und Do's bei so einem Fest, war sie eine große Hilfe als die ganzen (vor allem Männer) Massen auf uns zuliefen und mit Farbe beschmieren wollten. Weiße Haut ist ja nun hier ganz besonders, die möchte jeder mal anfassen! Und wenn man das einem erlaubt hat kommen zich andere auf einen zugestürmt. Irgendwann ist das besonders für uns Mädels (eine deutsche Freundin und Kollegin war auch dabei) überhaupt nicht mehr lustig. Hier hat man deutlich die Wirkung einer indischen Massendynamik kennengelernt. Und ich bin normalerweise nicht ängstlich bei vielen Menschen, aber hier wird es einem anders wenn man plötzlich nur noch Farbpulver und indische Männerhände im Gesicht hat...
Trotz allem war es sehr lustig und ganz wichtig, dass wir diese Erfahrung mitnehmen konnten. Und ganz wichtig: Original wird die Farbe auf die rechte und linke Wange "gemalt" (oder eben irgendwo ins Gesicht) und sich fröhlich ein "Happy Holi" gewünscht. Aber nicht die Farbe wie bei den ganzen nachgemachten Holifesten (Farbenfesten) die jetzt besonders kultig sind in Deutschland in die Luft geworfen. Im Norden wird das ganze noch mit Wasser kombiniert, dann wirds besonders eklig.

In diesem Feuer werden Opfergaben, z. B. Kokosnüsse, verbrannt










Freitag, 12. April 2013

Zoo

Nach einem kurzen Besuch auf dem Blumenmarkt haben wir zum ersten Mal den Zoo in Coimbatore angeschaut. Lange hatten wir das schon vor, nun sind wir endlich dazu gekommen.
Leider hatten wir im Zoo eher beklemende und traurige Gefühle als richtigen Spaß. Die Gehegen waren teilweise sehr klein, trostlos, kahl, dreckig und viele davon leer. Vielleicht liegt es auch an den lächerlichen 5 Rupies Eintritt ( entspricht ca. 7 Cent) das einfach nicht mehr Geld für die Tiere da ist...














Ihnen ging es wahrscheinlich am besten von allen: Eine riesige Menge an Flughunden hingen in den Bäumen im Zoo.

Na ob das so gut für das Kleine war: Der Zoodirektor hat extra für uns ein Waisen-Eulen-Baby aus seiner Kiste geholt.



Ooty

Hier nur ein paar Bilder von unserer zweiten Tour nach Ooty. Diesmal im "Sommer" und in der Woche. Es ist deutlich angenehmer an Werktagen den Botanischen Garten zu besuchen, da hier nicht ganz so viele Menschen sind, die von uns Fotos machen wollten... :-)
Und auf dem Rückweg gab es noch einen kurzen Stop an den Teeplantagen, ich finde es immer noch exotisch und einfach schön!










Donnerstag, 4. April 2013

Ostküste

Im März hat uns eine liebe Freundin in Indien besucht. Da kam die Frage auf, was wollen wir unternehmen? Oder besser gesagt: Was haben wir noch nicht gesehen?
Ganz klar, eines stand noch auf unserer ToDo-Liste: Indiens Ostküste!
Hier mal wieder eine kleine Bilderflut (im Vergleich zu den gemachten Bildern): 
 
"Der Goldene Tempel", Quelle: http://www.velloregoldentemple.co.in/images/thumbs_1.jpg
Chennai, Bahnhof
Riesiges Gelände des hohen Gerichts mit richtig schönen, alten Gebäuden in rot und weiß
Alltägliches Bild überall in Indien: Strohhütten stehen direkt am Straßenrand, der Haushalt wird davor erledigt
leider ein echter Reinfall: das Fort in Chennai, nicht sehenswert!!! Innen gibt es nur ein Museum (haben wir nicht besichtigt, soll aber schlecht sein) der Rest besteht aus sehr runtergekommenen Staatsgebäuden und vielen hektischen Menschen.
Ganz berühmt.... tsss... ein echter Schiffsmast steht am Fort
San Thome Basilica, eine von drei Kirchen weltweit in der einer der Apostel begraben liegt!
Für meinen Geschmack die schönste Kirche die ich in Indien gesehen habe!
Mittagessen: Es gibt mal wieder südindischen Thali, richtig lecker!!!
Luz Church, die älteste Kirche Chennais (1516 von den Portugiesen erbaut)
Auch das ist Indien... besonders Chennai ist mir sehr verdreckt und besonders übel richend aufgefallen, aber fast alle Flüsse sehen in den Städten so aus, das ist indische Müllbeseitigung!
Mal wieder in einem Tempel (Kapaleeshwarar Temple)
Ramakrishna-Mutt-Tempel
Marina Beach, Chennai. Zum Baden wirklich nicht zu empfehlen!
Weiter auf der Reise: Stop in Mamallapuram, absolut sehenswert! Hier kann man einige Stunden verbringen! Hier steht Steffen an Krischnas berühmter Butterkugel... :-) Echt wahr!
Der Küstentempel aus dem 8. Jahrhundert und damit einer der ältesten Steintempel Südindiens. Der hat sogar den Tsunami 2004 überlebt.
Direkt am Küstentempel liegt ein kleines Örtchen, sehr alternativ, es wird in meinem Reiseführer "Backpackistan" genannt. Ich würde mal sagen: das trifft es genau! Bob Marley Musik neben Peace-Flaggen und Yogakursen...
Fünf Rathas:  Wiki -> klick hier!
Dann endlich ins heiß ersehnte Pondicherry! Natürlich ist es immernoch eine indische Großstadt, aber direkt am Meer liegt das französische Viertel, ein Überbleibsel aus der Kolonialzeit. Und da lässt es sich leben!!! Ich wollte nicht mehr weg. Es ist ruhig, schön anzusehen (auch für westliche Verhältnisse), es gibt fantastisches Essen (u.a. französisch und kreolisch), guten Cafe Latte direkt am Meer, leckeren Wein aus aller Welt, französische Bäckereien, es wird sogar teilweise noch französisch gesprochen.
Vom wunderschönen Pondicherry ins krasse Gegenteil: Trichy! Hier gibt es das Rock-Fort, eine Festungsanlage auf einem steilen Felsen mit einem tollen Blick auf die Stadt und Tempelstadt Srirangam ( einem der wichtigsten Hindu-Heiligtümer Tamil Nadus). Toll... aber wir waren froh als wir aus diesem lauten Chaos raus waren.
Steffen bei seiner Segnung durch den Tempelelefanten :-)