Dienstag, 3. Juli 2012

Abenteuer indisch shoppen

Es ist nicht wirklich einfach sich als Deutscher in indischen Bekleidungsläden wohlzufühlen. Da vergeht sogar dem größten Shoppaholic die Lust am einkaufen... Na ja alles eine Gewöhnungssache. ;-)

Ich möchte euch mal einen kleinen Einblick geben: Als ich mich endlich mal für einen Laden entschieden habe in den ich mich hineintraute, der keine furchtbaralten, verstaubten und dreckigen Kleider von sehr schlechter Qualität hat, indem es die Möglichkeit gibt sich unbeobachtet umzuziehen und indem es hell genug ist um die Farben zu erkennen, war ich schon mal einen großen Schritt weiter. Am besten geht das in größeren Kaufhäusern und natürlich der Mall (die lasse ich mal außen vor, die ist sehr westlich). Am Eingang erwarten mich ca. 10 bis 12 Angestellte um mir einen guten Tag zu wünschen. Zwei weitere, meist eine Frau und ein Mann, fragen mich dann was ich suche und wie sie mir helfen können. Ich habe ja schon dazu gelernt also sage ich "I only have a look, when I have a question I will ask you! Tank you!" Die beiden Personen lassen mich zwar in Ruhe, fünf Meter weiter kommt aber wieder einer auf mich zu und fragt ob er mir helfen kann, hier gibt es wunderschöne Saris aus Seide. Ja, sage ich aber ich möchte mich erst einmal umschauen dann komme ich vielleicht auf ihn zu. Ok, er zieht sich zurück. Ca. fünf Meter weiter wartet allerdings der nächste Verkäufer auf mich. Noch bevor er etwas sagen kann, antworte ich, dass ich mich umschauen möchte. Leicht genervt und eigentlich nicht mehr wirklich in Shoppinglaune und mit ein bisschen Angst wann der nächste auf mich zukommt gehe ich langsam, Schritt für Schritt weiter. Es ist ja nicht nur so das sie mir mit ihrem (ernst gemeinten!) guten Willen auf die Nerven gehen, ich bin ja eh schon im Fokus sämtlicher geschätzten 50-100 Mitarbeiter (so genau kann ich das nicht sagen, es versteckt sich immer irgendwer irgendwo), die mich als große weiße Frau allesamt beobachten. Und tatsächlich kommt schon der nächste um die Ecke und fragt mich ob er mir helfen kann, ich bin drauf und dran ihm zu antworten das er mir helfen könnte wenn er und seine Kollegen mich in Ruhe lassen würden, gehe aber darauf ein da ich tatsächlich das was ich suche nicht finden kann. Nach kurzer Klärung was ich suche begleitet der nette Mann mich zum Aufzug, als er bei uns ankommt werden die Insassen darin rausgescheucht und müssen zu Fuß weitergehen. Ich entdeckte das Gesuchte und sagen das ich mich jetzt umschauen möchte. Er verschwindet, leider nur kurz, um mit einer Kollegin und Armen voll Kleidung mir ihre fast gesamte Ware eins nach dem anderen zu präsentieren. Das meiste scheußlich für meinen Geschmack! Ich sage immer nein danke, nein, nein, nein, nein, nein..... usw. zwei drei Teile gefallen mir von ihm dann doch. Die Frau läuft beleidigt weg und klagt anscheindend einer Kollegin ihr leid, das ich ihre Sachen nicht mochte. Ich höre nur "only no, no, no..." Zurückkommen muss sie trotzdem um meine ausgewählten Sachen bis vor die Kabine zu tragen, das darf ich nicht selber! In der Kabine atme ich erstmal durch und möchte am liebsten drinnen bleiben. So richtig entscheiden kann ich mich auch für keins, also noch mal die ganze Prozedur inkl. einer neuen, zusätzlichen Kollegin die mir gemeinsam mit den anderen beiden weitere Kleider zeigt. No, no, no, no, no, no, no, no, no, no, no ... es nimmt gefühlt kein Ende immer mehr Kleider holen sie hervor. In der Zeit wo sie für Nachschub sorgen komme ich endlich dazu selber einmal zu schauen und ich finde etwas, verschwinde schnell in der Umkleide, komme raus und schon stehen die drei wieder mit voll bepackten Armen vor mir. Puh! Ich sage schnell ich will das was ich probiert habe und mache mich auf dem Weg zur Kasse. Aber damit wars das noch nicht. Der Mann kommt hinter mir her gerannt, ob ich denn nicht noch mehr wöllte, sie haben 5% Rabatt auf alles... Nein sage ich und gehe weiter zu Kasse. Er nimmt mit das ausgesuchte Top aus der Hand und redet auf Tamil auf die fünf Kassierer (hinter einer! Kasse wohlgemerkt) ein, ziemlich laut und ziemlich lange, ich verstehe kein Wort. Ich bekomme ein Kassenzettel mit dem Betrag, gebe das Geld intuitiv der einzigen Frau hinter dem Tresen, die zählt, reicht das Geld an den Mann rechts neben sie, der zählt und gibt es ihr zurück, sie gibt es dem Mann links von ihr der zählt und gibt es wieder an die Frau, die öffnet die Kasse, legt das Geld hinein und holt das Rückgeld heraus, das der Mann rechts neben ihr nochmals zählt, bis sie es mir mit einem Zahlungsbeleg gibt, den der Mann links von ihr an den Kassenbon heftet. Fasziniert von dem Zahlungsvorgang habe ich gar nicht mitbekommen, wie der vierte Mann mein Top erst in einer Folie verschlossen und dann in eine weitere Stofftasche verpackt hat. Ich gehe zwei Schritte nach links, trinke währendessen meinen mir gereichten Kaffee, der Verkäufer steht nämlich immer noch neben mir und kümmert sich um mich. Nummer vier gibt mir meine Tasche nach Vorlage des Kassenbons, einen weiteren Schritt nach links Nummer fünf will in meine Tasche sehen und stempelt dann den Kassenbon und ein Zahlungsbeleg mit voller Energie und Hingabe mit zwei verschiedenen Stempeln ab (die Inder liiiieeeeben Stempel). Dabei muss man sagen, dass all  diese fünf Mitarbeiter hinter dem Tresen keine 4 Meter nebeneinander Platz hatten. Wow, ich bin beeindruckt! Der Verkäufer neben mir nimmt mir meine Tasche wieder ab und führt mich in den Seiden-Sari- Bereich. Nein da wollte ich nicht hin, sage ich ihm auch, interessiert ihn nicht er geht mit meiner Tasche in der Hand und in schnellen kleinen Schritten voran. Die Verkäufer hinter den Sariverkaufstischen strömen zusammen alle zu mir, ich werde quasi hingesetzt und mir werden dutzende von Seidenstoffen präsentiert, viele nun wirklich nicht nach meinem Geschmack. Ich sage sehr schön, aber ich möchte heute keinen Sari kaufen ich habe schon was ich wollte, stehe auf und sehe nicht das eine kleine Inderin neben mir steht, die bereits einen Seidenstoff für mich ausgesucht hat und um mich herumwirft, meine Hand passend platziert und anderen Stoff unter meinen BH-Trägern festmacht. Als ich nach vorne schaue sehe ich mich in einem Sari im Spiegel und finde das Bild eigentlich ganz schön. Die Männer hinter dem Tresen sagen das sie Frauen in Saris ganz besonders toll finden und ich sehe wunderschön aus! (Wenn das deren Frauen wüssten, würden sie ordentlich einen auf den Deckel bekommen) Zum Glück kann ich mich aber zusammenreißen, lege die Seide wieder in die Verkäuferhände, schnappe meine Tasche und sage das ich das alles ganz toll finde ich jetzt aber nach Hause müsste und später wiederkommen würde. Mein Anhängsel begleitet mich noch zur Tür und bedankt sich, genau wie die selben 10-12 Personen noch einmal für meinen Besuch. Endlich draußen angekommen, in der staubigen, heißen und lauten Straße bin ich wieder berfreit und mache mich auf dem Weg ins Hotel.

Das war mein erster Einkauf allein, mittlerweile habe ich die Erfahrung gemacht, das nicht alle Läden so sind und man bloss nicht auf etwas eingehen soll was man nicht will.

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